Ruhiger Restrukturierungsmarkt täuscht: Viele Unternehmen nervös


Zwar sinkt die Zahl der Unternehmensinsolvenzen seit Jahren, der Markt für Unternehmensrestrukturierungen trotzt jedoch den Herausforderungen: „Obwohl reichlich Liquidität vorhanden ist und die Default Rates niedrig sind, hat sich der Restrukturierungsmarkt gerade durch die zunehmende Aktivität von Hedge Funds weiter‎ entwickelt“, beobachtete Henning Block von Rothschild Global Financial Advisory im Rahmen eines Roundtables der internationalen Wirtschaftskanzlei Latham & Watkins LLP in Frankfurt am Main.

Im Überangebot an günstiger Liquidität liege indes ein Kernproblem, waren sich die Teilnehmer des Roundtables einig, denn erforderliche Anpassungen von Geschäftsmodellen erfolgten aufgrund der verfügbaren finanziellen Mittel häufig zu spät. „Geld macht träge“, meinte Bernd Richter, Partner in der Transaktionsberatung von EY. Unterschwellig seien jedoch viele Unternehmer nervös und entwickelten Maßnahmenpläne als Vorbereitung für wirtschaftlich schwierigere Zeiten, beobachteten die Restrukturierungsexperten und diskutierten die Hintergründe mit den anwesenden Medienvertretern.

Eingeladen zu der Runde hatten Frank Grell, Partner und Leiter der deutschen Praxisgruppe Restrukturierung und Insolvenz bei Latham & Watkins, sowie Dr. Jörn Kowalewski, ebenfalls Partner bei Latham & Watkins. Neben Bernd Richter von EY und Henning Block von Rothschild diskutierten Dr. Axel Schulte, Managing Director Turnaround and Restructuring bei AlixPartners sowie Dr. Frank Kebekus, Rechtsanwalt und Experte für Insolvenzrecht bei Kebekus & Zimmermann.

Digitalisierung macht Unternehmen verwundbarer

Unternehmen müssen sich heute mehr denn je auf rasch wandelnde Marktbegebenheiten einstellen. Insbesondere die zunehmende Digitalisierung von Geschäftsmodellen treibt diese Entwicklung. Die Dynamik dahinter wird häufig unterschätzt: „Die Entwicklung von strategischer zur Ergebnis- und Liquiditätskrise erfolgt heute viel schneller“, erläuterte Dr. Axel Schulte (Alix Partners). Es sei für Unternehmen wichtig, sich darauf ausreichend vorzubereiten. Frank Grell (Latham & Watkins) ergänzte: „Restrukturierung ist mehr als Entschuldung und muss immer auch die operative Seite erfassen, entweder in der außergerichtlichen Sanierung oder im Insolvenzverfahren.“

Zunehmendes Interesse von strategischen Investoren wie auch Finanzinvestoren an Unternehmen in Krisensituationen

Ein weiterer Hintergrund für die eher ruhige Marktentwicklung ist, dass mancher Restrukturierungsfall gar nicht erst auf den klassischen Restrukturierungsmarkt kommt, wie die Experten beobachteten. Dies gehe auf das gestiegene Interesse von strategischen Investoren und Finanzinvestoren an Unternehmen in Krisensituationen zurück. Mancher Restrukturierungsfall gehe somit in einer Übernahme auf.

Rechtliches Instrumentarium ausreichend

Auf der rechtlichen Seite sehen sich die Restrukturierungsexperten derzeit gut ausgerüstet. Nach der letzten großen Reform des deutschen Insolvenzrechts im Jahr 2012 durch das „Gesetz zur weiteren Erleichterung der Sanierung von Unternehmen“ (ESUG) stehen demnächst daran anknüpfend das „Gesetz zur Erleichterung von Konzerninsolvenzen“ sowie eine Reform der Insolvenzanfechtung an, die Dr. Frank Kebekus (Kebekus & Zimmermann) erläuterte: „Wir sind damit gut aufgestellt und brauchen erst einmal keine weiteren gesetzgeberischen Maßnahmen.“ Erfreulicherweise „hat das ESUG die Toolbox für Restrukturierungen erweitert“, ergänzte Dr. Jörn Kowalewski (Latham & Watkins). Deshalb sei auch zu beobachten, dass das ESUG zu einer Änderung der Wahrnehmung im Insolvenzrecht zugunsten einer Unternehmensfortführung geführt habe. Die Grundvoraussetzung hierfür sei jedoch eine konsequente Sanierung.

Über Latham & Watkins LLP


Latham & Watkins ist eine internationale Wirtschaftskanzlei mit rund 2.100 Anwälten und 31 Büros in Asien, Europa, dem Nahen Osten und den USA: Abu Dhabi, Barcelona, Boston, Brüssel, Century City, Chicago, Dubai, Düsseldorf, Frankfurt, Hamburg, Hongkong, Houston, London, Los Angeles, Madrid, Mailand, Moskau, München, New York, Orange County, Paris, Peking, Riad, Rom, San Diego, San Francisco, Shanghai, Silicon Valley, Singapur, Tokio und Washington, D.C. Weitere Informationen über Latham & Watkins finden Sie unter www.lw.com.

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